Motive für Alkohol- und Drogenfahrten
Eine zwischen 2006 und 2011 in Schweden und Ungarn durchgeführte Studie beschäftigt sich mit den Motiven für Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss sowie der Wahrnehmung von Risiken und sozialen Normen. Sobald Missbrauch oder mehr besteht, reichen normale Sanktionen nicht mehr aus, um Fahren unter dem Einfluss von Substanzen zu verhindern. Hauptgrund hierfür ist, dass die Fahrer einfach nicht glauben, erwischt zu werden. Viele Fahrer glauben auch nicht, dass Alkohol ihre Fahrtüchtigkeit beeinflusst und nehmen daher auch kein Risiko wahr. Drogenkonsumenten geben sogar häufig an, dass sie unter Drogeneinfluss besser fahren als ohne Drogen. Bezüglich Alkohol bestehen die Probleme häufig seit vielen Jahren. Während der Konsum anfangs meist aufgrund von Feiern o.ä. stattfindet ist nach und nach kein besonderer Grund mehr erforderlich. Alkoholkonsum erfolgt unabhängig von Anlass oder Stimmung und geradezu automatisch. Solange Job und Beziehung vorhanden sind wird der Konsum oftmals nicht als Problem gesehen. Sollte das soziale Umfeld den Konsum missbilligen, gelingt es den Betroffenen oft, ihr Alkoholproblem zu verbergen. Drogenkonsumenten empfinden keinen sozialen Druck, da sie sich oftmals in einem Umfeld bewegen, dass Drogenkonsum befürwortet und in dem die üblichen sozialen Normen keine große Rolle spielen. Obwohl im nüchternen Zustand durchaus das Wissen um die Auswirkungen von Alkohol bzw. Drogen und die Risiken im Straßenverkehr vorhanden ist, kommt es doch immer wieder zu Fahrten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Hierfür wird eine Vielzahl von Gründen genannt: die Risiken werden durch den Konsum vergessen. Es sei kein Problem, da man schon früher alkoholisiert oder unter Drogen gefahren ist. Man fahre vorsichtig. Die Wirkung habe keinen Einfluss auf die Fahrtüchtigkeit. Es sei ja nur eine kurze Strecke. Man habe sich nicht betrunken gefühlt.
Wenn diese Fahrer dann angehalten werden, findet dies ihrer Meinung nach immer im Rahmen einer allgemeinen Verkehrskontrolle oder wegen Mängeln am Auto statt. Niemals glauben sie, dass ihre auffällige Fahrweise dafür verantwortlich ist. Drogenkonsumenten befürchten vor allem im Besitz von Drogen erwischt zu werden, empfinden aber über die Fahrt an sich meistens keine Scham. Alkoholkonsumenten hingegen empfinden sehr oft Scham. Allerdings bezieht sich diese Scham nicht auf das erhöhte Unfallrisiko für sich und andere. Vielmehr bezieht sich die Scham auf die Notwendigkeit eingestehen zu müssen, alkoholisiert gefahren zu sein und vor allem bei Wiederholungstätern den Alkoholkonsum nicht unter Kontrolle zu haben.
Beide Gruppen räumen ein, dass der Führerscheinentzug sie zukünftig nicht von weiteren Fahrten abhalten wird. Dies liegt daran, dass die Motive für den Konsum wie z.B. Gefühle oder Probleme zu verdrängen, eine höhere Priorität haben als das Bestreben, sich an die sozialen Normen zu halten. Erst eine eingehende Beschäftigung mit zugrunde liegenden Motiven des Konsums konnte diesen Fahrern helfen nicht mehr unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen zu fahren. In einigen Fällen war der Leidensdruck so groß, dass die Kontrolle durch die Polizei zu Erleichterung führte, da jetzt eine Beschäftigung mit diesen Themen unausweichlich war. Zuvor hatten Rationalisierung oder Unterdrückung der Probleme wirkungsvolle Maßnahmen verhindert.